Von mir ausgesucht, gegen diesen fragwürdigen Krieg:


Fragwürdiges

Wenn Dummheit, Gewalt und Häßlichkeit
immer düstere Triumphe feiern,
bleibt einem nur übrig,
auf Klugheit zu setzen,
Friedlichkeit zu verbreiten
und auf Schönheit zu hoffen,

doch

wenn der Klügere nachgibt,
setzt sich der Dümmere durch.
Wenn der Friedliche nicht kämpft,
hat der Gewaltmensch leichtes Spiel.
Und wo Schönheit nur eine Hoffnung ist,
wird Häßlichkeit zur Realität.

Hans Kruppa


 Zweifel sind meist nichts anderes als bereits zu Grabe getragene Hoffnungen.

Ernst Ferstl






In Erinnerung an die Opfer und deren Angehörige,
vom Terroranschlag in New York
am 11.09.2001!
Der Tag der unser aller Leben verändert hat.


Elfter September

In jedem von uns
schlummert die Bombe
in jedem von uns
schwelt der Moment
in jedem von uns
lodert ein Ende
in jedem von uns
wartet was brennt

Wir leben auf der Außenhaut der Schlange
wir wissen niemals was ihr Blick bedeutet
Beschwörerflöten fesseln sie nie lange
wir sind die Letzten die erfahren
wenn sie sich häutet

Nie wieder wird es zehnter September
das Menschenjahr ist kurz geworden
manchen von uns ist gelungen
Frühling und Sommer zu morden

In manchen von uns
kehrt etwas wieder
in manchen von uns
ist es erwacht
in manchen von uns
erkennen wir Brüder
in manchen von uns
nur ewige Nacht

Der vertikale Stolz zerschellt am Himmel
wie leicht es war den Hochmut zu zerschmettern
in Schutt und Asche krümmt sich das Gewimmel
jenseits der Zeit von Schuld und Unschuld
und fleht nach Rettern

Von heute an ist elfter September
auf lange Sicht vielleicht für immer
wie prophezeit so gekommen
elfter September – und schlimmer

In jedem von uns
flüstert die Hoffnung
in manchen von uns
betet der Tod
in jedem von uns
sprudelt ein Anfang
in manchen von uns
blutrot

Heinz Rudolf Kunze




 

Schon 1979 entstand dieses Cover ! Eine LP von SAGA.
Hier eine Hörprobe vom Lied "Don`t give up!"

 

 

 

 

 

Warum zerstört sich die Menschheit selber???
Warum muss die Menschheit leiden???

Die griechische Mythologie hat dafür eine Erklärung!


DAS TAGEBUCH
DES HERAKLES


Die Büchse der Pandora


Ich begab mich also auf die Suche nach Hebe. Das war allerdings keine leichte Aufgabe, die Gänge im Olymp glichen eher dem Labyrinth des Minotaurus, schien es mir, und es dauerte gar nicht lange, bevor ich mich hoffnungslos verirrt hatte.

Hier gab es überall Stiegen und Korridore und Türen und alles sah einander ähnlich, fand ich. Es war mir auch gelungen, eine Nymphe zu erschrecken, die in einem Zimmer gerade beim Ankleiden war, als ich vor lauter Verzweiflung die Tür aufmachte. Sie war an und für sich recht hübsch, aber ich glaubte, dass die Situation nicht gerade dazu geeignet war, um sie um den Weg zu fragen.

Nach noch einer guten Weile des Herumirrens traf ich endlich Hermes. Ich erklärte ihm, dass ich eigentlich Hebe suchte, aber dass ich schon äußert froh wäre, mein eigenes Zimmer zu finden.

"Das machen wir schon", versprach er, aber jetzt wurde ich mit einer anderen Schwierigkeit konfrontiert. Er, mit seinen beflügelten Sandalen, legte ein Tempo vor, das gewöhnliche Sterbliche normalerweise nicht erreichen können. Ich bemühte mich, mit ihm Schritt zu halten, aber das hieß, sich in die Kurven zu legen und drei, vier Stufen auf einmal zu nehmen. Zum Glück war es gar nicht so weit, bevor er in einen Gang hinein zeigte.

"Probiere es mit der Tür ganz hinten", sagte Hermes. "Ich glaube, sie wird in der Vorratskammer sein."

Und das stimmte ja auch, wie ich sah, als ich das Zimmer betrat. Ihr Gesicht erhellte sich, als sie mich erblickte - wenigstens schien es mir so - während sie etwas, was wie Sirup aussah, aus einer großen Urne in kleinere Portionsschalen füllte. An den Wänden gab es noch mehrere dieser großen Urnen - das erklärte, warum das die Vorratskammer genannt wurde. Ich sah ihr eine Weile zu, dann fragte ich:

"Was machst du da?"

"Ich teile das Abendessen auf", antwortete sie. "Oder besser gesagt, das Essen, denn wir essen ja nur einmal am Tag."

Weil es so klebrig aussah und weil es relativ kleine Schalen waren, fragte ich weiter:

"Aha. Ist das die Nachspeise?"

Ihr perlendes Lachen war ansteckend, sodass ich mitlachte, ohne zu wissen, warum. Aber dann erklärte sie:

"Nein, aber ich sehe ein, dass es so aussehen kann. Doch das hier ist Ambrosia, davon braucht man nicht so viel, um satt zu werden." Und ganz ungöttlich steckte sie den Zeigefinger in die Masse und hielt ihn mir dann vor die Nase.

"Da, koste einmal."

Was sollte ich machen? Sicher, ich weiß, dass das nicht die besten Tischmanieren waren, und sicher, ich weiß auch, dass das nur ein schlecht verstecktes Angebot mit Untertönen war, aber sie war ja immerhin meine Halbschwester. Also schleckte ich die Ambrosia von ihrem Finger. Und sperrte vor lauter Erstaunen die Augen auf. Hatte schon der Nektar einen tiefen Eindruck hinterlassen, so war dies ein absoluter Höhepunkt, was Erfahrungen betrifft. Es war nicht der Geschmack, der so hervorragend war, denn es schmeckte eigentlich nur ganz leicht, möglicherweise nach Zimt. Aber sobald ich die Ambrosia im Mund hatte, breitete sich ein Wärmegefühl in meinem Körper aus, als das Zeug auf meiner Zunge schmolz. Dieses angenehme - aber was sage ich, dieses wunderbare Gefühl ging bis in die Fingerspitzen hinaus und machte mich entspannt, wie ich es schon nicht mehr erlebt hatte, seit ich neugeboren war.

Hebe grinste. Sie musste begriffen haben, wie ich mich fühlte, denn sie ließ mich in Ruhe genießen und füllte weiterhin die Ambrosia ab. Erst als die letzte Schale voll war, sagte sie:

"Gut, dass du da bist, da kannst du mir ja helfen, das Essen auszutragen."

Das konnte ich natürlich und während wir im Olymp hin und her gingen, versuchte ich, mich ein wenig besser zu orientieren. Wir redeten über alles Mögliche und dann konnte ich es nicht bleiben lassen zu seufzen, um wieviel besser es die Götter doch hatten, verglichen mit den Menschen.

"Ja, aber die Menschen sind ja zum Großteil selber schuld", meinte Hebe, und als ich fragte, warum das so sei, erkärte sie mir:

"Ganz am Anfang war der Unterschied zwischen Göttern und Menschen nicht so groß. Ein Teil fand das ganz gut, andere fanden, dass man den Göttern größere Achtung zukommen lassen sollte. Unser Vater gehörte zu der letzteren Gruppe, Prometheus dagegen fand, dass man alle gleich behandeln sollte. Das war noch bevor er den Menschen das Feuer gegeben hatte, aber das ist wieder eine andere Geschichte.....

Sie stellte ein paar Schalen Ambrosia auf einen Tisch und als wir weitergingen, fuhr sie fort:

"Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber ich glaube, dass man gerade während einer Diskussion zwischen Zeus und Prometheus auf die Idee kam. Zeus behauptete, dass sich niemand um die Gebote der Götter kümmerte und dass die Menschen auf der Erde deshalb bestraft werden müssten. Prometheus stritt entschieden dagegen und erreichte zum Schluss den Kompromiss, dass man es auf eine Probe ankommen lassen würde. Versuchsperson sollte der Bruder von Prometheus, Epimetheus, sein. Weißt Du übrigens, was ihre Namen bedeuten?"

"Natürlich", antwortete ich, "Prometheus bedeutet ungefähr 'der Voraussehende' und Epimetheus das Gegenteil, also 'der, der aus dem Schaden klug wird'. Aber worauf ging diese Probe hinaus?"

"Na, nur mit der Ruhe, ich erzähle schon weiter", grinste die hübsche Göttin neben mir. "Man beschloss, eine Frau zu erschaffen, die man Pandora nannte. Dieser Name bedeutet ja 'ein Geschenk von allen' und kam daher, dass alle dazu beitrugen, sie so schön und unwiderstehlich zu machen, wie nur möglich. Hephaistos formte ihren Körper aus Lehm, weil er ist ja der beste Designer hier heroben. Zeus gab ihr Leben und Aphrodite schenkte ihr die nötigen Schönheitsattribute. Athene gab ihr Kleider und Hermes zeigte ihr ein paar Tricks. Auf diese Art bekam sie eine Gabe von jedem Gott - von mir bekam sie übrigens jugendliche Gesinnung - und sogar die Nymphen flochten ihr Blumen ins Haar. Sie wurde wirklich eine äußerst schöne und anmutige Frau."

Hebe hatte jetzt die letzten Schalen Ambrosia ausgeteilt und winkte mir, ihr zu folgen, während sie weitersprach:

"Es war wichtig, dass sie einen hervorragenden Eindruck machte, es galt ja, dass Epimetheus sie begehren solle. Aber sie bekam auch eine Büchse mit, mit der strengen Ermahnung, dass diese nicht geöffnet werden dürfe. Dann wurde sie auf die Erde gesandt und Epimetheus als Geschenk von Zeus vorgestellt. Und er begehrte sie, kein Zweifel.

"Und was geschah mit der Büchse", fragte ich, als Hebe eine Pause machte.

"Die öffneten sie natürlich. Ich weiß nicht, wer von ihnen. Ein Teil sagt, dass es Epimetheus gewesen sei, und ich persönlich finde, dass man es von ihm erwarten konnte, aber es gibt andere, die behaupten, dass Pandora selbst es gewesen sei, die die Dose öffnete. Aber....das ist wahrscheinlich Machogerede, wie man auch sonst alles Schlechte auf die Frauen schieben will.
Denn das Resultat war ja schlecht, das war ja sozusagen die Voraussetzung für den Kompromiss, den man eingegangen war. Hielt man sich nicht an das Gebot der Götter, sollte man bestraft werden. In der Büchse war nämlich alles Elend der Welt und alle Krankheiten, die seitdem die Menschheit plagen, weil sie damals aus der Dose entschlüpfen konnten, wo sie eingesperrt gewesen waren. Aber Prometheus hatte trotzdem irgendwie bei dem Übereinkommen geschummelt, wie immer er das auch angestellt haben mag. Denn am Boden der Büchse lag die Hoffnung, die er dort hingelegt hatte und die dann auch liegen blieb. Und du kennst ja selbst all die Redewendungen, die die Menschen erfunden haben:
'Die Hoffnung ist des Menschen bester Freund.'
'So lange man am Leben ist, gibt es Hoffnung.'
'Man kann immer auf das Beste hoffen.'
Und so weiter. Aber das ist also der Grund, warum die Menschheit so viel Not und Elend erleben muss."

Wir waren wieder zur Vorratskammer gekommen, wo noch zwei Schalen standen. Hebe nahm sie und zwinkerte mir zu, dass mir fast genauso warm wurde, wie vorhin von der Ambrosia.

"Die sind für uns", sagte sie. "Du kannst mit mir auf mein Zimmer kommen, wenn du willst, da können wir zusammen essen und dann ist es bald Zeit zur Großversammlung zu gehen."

Und diesen Vorschlag konnte ich doch nicht gut ausschlagen......


© Bernhard Kauntz, Västerås 1999